19.09.2024
ANGEDACHT

Liebe Leserinnen und Leser,

lassen Sie sich grüßen mit dem Monatsspruch für September. Er steht im Alten Testament, im Propheten Jeremia 23,23: “Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“
Welches Bild von Gott haben wir eigentlich? Ist es nicht so in unserem Leben: Der Gott, den wir in unserem Gebet anrufen, dem wir Gebetserhörung verdanken, dem wir vertrauen, der uns begleitet, ist uns nah. Ihm kann ich mich öffnen. Er ist für mich real. Es fällt mir leicht, mit diesem Gott zu reden und andere Menschen in unsere Gottesdienste einzuladen.

Wie aber gehe ich mit dem Gott um, der mir fern ist, den ich in seinem Handeln nicht verstehen kann? Beim Schreiben dieser Zeilen denke ich an die vielen ungelösten Probleme weltweit: an die gegenwärtig tobenden Kriege, an die Hungersnöte in Afrika, an die Verschmutzung unserer Umwelt, um nur einige zu nennen.
In unseren Gottesdiensten und Gemeindekreisen beten wir für den Frieden, für Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Was bringen denn alle diese Gebete? Enden sie an der Zimmerdecke? Jeden Tag hören wir in den Nachrichten von den Katastrophen in unserer Welt. Hat Gott uns vergessen? In diesen Fragen ist Gott mir fern. Ich kann ihn nicht verstehen. Kann ich das überhaupt?
Die Bibel berichtet uns im Alten Testament von einem Gottesmann. Es ist Hiob. Das Leben hat ihm arg mitgespielt. Hiob hat seine Kinder, seinen Besitz und seine Gesundheit verloren. Seine Frau spricht zu ihm: „Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Sage Gott ab und stirb.“ Hiobs Leben ist ein Scherbenhaufen. Seine Freunde, die ihn besuchen, können ihn nicht verstehen. In seiner Not redet Hiob mit Gott. Er kann ihn nicht begreifen, aber er bekennt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“
Was hat diese alte Geschichte der Bibel mit mir und meinem ganz persönlichen Leben zu tun? Ich denke, sehr viel. Ich muss mein Gottesbild neu überdenken. Gottes Handeln lässt sich mit unserem Verstand nicht erklären. Er ist der Schöpfer, Erhalter und Vollender unserer Welt. Ich kann ihn nicht vor meinen Karren spannen und zum Lückenbüßer für mein Verhalten machen.
Gott ist eben nicht nur der nahe, sondern auch der ferne Gott.
Diesen Gott kann ich aber in meinem Leben finden. In seinem Sohn Jesus Christus zeigt sich Gott uns Menschen. Er versteht uns und möchte uns in den guten und bösen Tagen unseres Lebens zur Seite stehen und uns retten.

Über allen Hiobsbotschaften dieser Welt steht Hiobs Botschaft: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ (Überschrift auf einem Plakat)
Möge dieses Bekenntnis des alten Gottesmannes Hiob Sie auf Ihren Wegen begleiten und trösten. Bleiben Sie behütet!

Michael Körber, Pfarrer im Ehrenamt